TERRA-Online / Gymnasium


Infoblatt Brennende Ölquellen im 2. Golfkrieg


Ursachen, Löschmethoden, Auswirkungen auf die Umwelt



Brennende Ölquelle in Kuwait (NASA, 1991)

Während des zweiten Golfkriegs 1991 legten irakische Soldaten an über 700 Ölquellen auf kuwaitischem Gebiet Feuer, um den Vormarsch der Amerikaner zu stoppen.
Dieses Ziel wurde damit nicht erreicht, allerdings gab es erhebliche Umweltschäden. Gewaltige Mengen an Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid wurden freigesetzt, Kuwaits Luft wurde verpestet und Natur und Mensch wurden stark belastet. Feuerwehrexperten aus mehreren Ländern brauchten nach dem Golfkrieg zehn Monate, um die Ölquellen zu löschen.
Nach Berechnungen der US-Behörde National Science Foundations wurden durch die brennenden Ölquellen täglich bis zu drei Millionen Barrel Öl (477 Millionen Liter) verbrannt, was knapp fünf Prozent des Tagesweltverbrauches ausmachte.


Technische Löschmethoden

Die Iraker entzündeten bei ihrem Rückzug die Quellen, indem sie entweder Ventile öffneten und das ausströmende Erdöl oder Erdgas entzündeten oder gleich das sogenannte Eruptionskreuz (auch Christbaum genannt) sprengten. Durch Zerstörung dieses Ventilsatzes, der den Durchfluss des unter hohem Druck stehenden Förderproduktes reguliert, kann das Öl unkontrolliert ausströmen.
Das Löschen eines solchen Brandes ist sehr aufwändig und erfordert teuren Experteneinsatz, zumal die Zusammensetzung des aus dem Bohrloch schießenden Gemisches stark variiert und daran angepasste Löschmethoden erforderlich sind. So gibt es Unterschiede im Anteil an Wasser, Öl und Gas, welche die Flammenfarbe und Rauchzusammensetzung charakteristisch verändern können.
Grundsätzlich ist es nicht möglich, eine brennende Ölquelle, die eine Hitze von 1.200 °C entwickeln kann, mit Wasser zu löschen. Wasser dient lediglich als Kühlmittel, um einen Arbeitseinsatz in der Nähe der Brandherde zu ermöglichen. Gerade in der kuwaitischen Wüste erwies sich die Bereitstellung der benötigten Wassermengen jedoch als großes Problem. Ist das Eruptionskreuz noch intakt, muss dieses lediglich gekühlt werden bis es möglich ist, das offene Ventil zu schließen und dem Feuer somit die Nahrung zu entziehen.
Ungleich komplizierter ist die Situation bei einem zerstörten Bohrlochaufsatz. Dann nämlich muss der Brand durch eine Sprengung, die dem Feuer kurzzeitig den Sauerstoff entzieht und den Nachschub aus dem Bohrloch unterbindet, erstickt werden und der "Blow-out", d. h. der weitere Ausstoß von nicht brennendem Öl und Gas, "gekillt" werden. Dazu wird ein sogenannter Blow-out-Preventer (BOP) mit geöffnetem Ventil über dem Bohrloch positioniert und an den Resten des Eruptionskreuzes verankert. Danach wird das Ventil des Blow-out-Preventers und damit auch die Quelle langsam geschlossen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn das Eruptionskreuz nicht völlig zerstört ist.
Ist die Arbeit an dem ursprünglichen Bohrloch nicht mehr möglich, so bedient man sich einer Rettungsbohrung. Dabei bohrt man die Quelle unterirdisch an und nimmt somit den Druck vom brennenden Hauptbohrloch. Die Flamme erlischt.



Brennendes Bohrlock (Schmitke)


Auswirkungen auf die Umwelt

Schon bevor am 6. November 1991 die letzte brennende Ölquelle in Kuwait gelöscht werden konnte, zeichneten sich katastrophale Umweltzerstörungen in der gesamten Region ab. Zur Zeit der Brände verdunkelten schwarze Rauchwolken monatelang den Himmel, in einigen Gebieten herrschte ständige Dunkelheit, die Lufttemperatur der Atmosphäre nahm regional durchschnittlich um 10 °C, die Wassertemperatur des Meeres um mehrere Grad ab. Der Rauch enthielt hohe Konzentrationen an Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffmonoxid und Stickoxide sowie Ölpartikel und löste ein Massensterben in der Tierwelt aus.
Schwarzer Regen und vom Wind über hunderte von Kilometern transportierte Rußpartikel kontaminierten eine riesige Wüstenfläche. Ein Ölfilm legte sich über das gesamte Land. Mit der Zeit verfestigte sich diese Schicht, große Flächen wurden so "asphaltiert", Leben ist dort nicht mehr möglich.
246 Ölseen, bis zu 13 Kilometer lang und sechs Meter tief, bedeckten eine Fläche von knapp 50 km², gefüllt mit etwa 60 Millionen Barrel Öl (9,54 Milliarden Liter).
Zwischen acht und zehn Millionen Barrel Öl flossen in den Persischen Golf und bildeten einen gigantischen Ölteppich von 16 mal 56 Kilometern, der alles Leben im Meer vernichtete. Entlang von 700 Kilometern Küste bedeckte zäher Ölschlick den Strand und durchtränkte den Sand. Salzmarschen und Mangrovengebiete absorbierten riesige Mengen von Öl.
Dank internationaler Bemühungen, die Schäden zu minimieren, konnten einige Erfolge erzielt werden. Das meiste Öl an Land und im Meer wurde entfernt, mittlerweile sind die Schäden der durch den Krieg verursachten Ölverschmutzung schwer zu unterscheiden von den Schäden der ständigen Verschmutzung durch die Ölindustrie. Das Ökosystem des Golfes hat sich nach Meinung vieler Experten besser als erwartet von den Schäden erholt. In Sedimenten oder am Pflanzenwuchs jedoch lassen sich Rückstände und Störungen noch immer nachweisen.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Kristian Uhlenbrock, Jens Aßmann, Sebastian Siebert
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 10.06.2012
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